Rezension: „Diana lernt fotografieren“ von Gunther Wegner
Bei der Suche nach einem Geschenk bin ich auf dieses Buch gestoßen, für das ich eine Empfehlung aussprechen möchte.
Gunther Wegner beschreibt hier anschaulich die wichtigsten Grundlagen, die man benötigt, wenn man mit dem Fotografieren durchstarten und das Knipser-Level hinter sich lassen möchte. Aus meiner Sicht erklärt er auch für Anfänger verständlich und konzentriert sich auf das Wesentliche.
Dabei sollte man sich nicht vom Titel abschrecken lassen, der schon ein bisschen an „Na klar, Lotta kann Radfahren!“ erinnert. Das Buch ist auch nicht ausschließlich für Frauen geschrieben, wie man meinen könnte. Ich möchte auch gestehen: Ich weiß nicht, ob ich zu diesem Titel gegriffen hätte, wenn ich den Gunther nicht von seinen YouTube-Beiträgen kennen würde.Somit wusste ich im Vorwege, dass mich etwas Solides erwartet.
Das Buch ist im Dialogstil gehalten. Gunther Wegner erklärt seiner Partnerin Diana das Fotografieren. Manchmal wirkt das Gespräch etwas gekünstelt, da hätte man diese Ebene ruhig verlassen dürfen. Oder Diana etwas mehr Raum geben, damit sie nicht wie eine reine Stichwortgeberin wirkt. Der Untertitel „Einzel-Coaching mit Gunther Wegner“ wäre als Haupttitel wohl passender gewesen.
Die zwinkernden Emojis am Ende vieler Wortbeiträge nerven etwas, aber vielleicht geht das auch nur mir so. Es scheint ja ein allgemeines Phänomen zu sein, dass geschriebene Ironie und Humor nicht mehr erkannt werden, wenn man sie als solche nicht extra kennzeichnet.
Als Nikonnutzer konzentriert sich der Autor auf DSLRs, aber den meisten Nutzern anderer Systeme oder Kamerahersteller sollte es trotzdem möglich sein, den Ausführungen zu folgen. Warum man als Anfänger laut Wegner unbedingt zur DSLR greifen sollte, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Gunther Wegners Basis für das Einzelcoaching bildet die Frage: „Fotografiere ich aus der Hand oder mit dem Stativ?“. In der Folge verbaut er seine Tipps in die Bereiche „Freihand-Modus“ und „Stativ-Modus“. Eine Herangehensweise, die ich so bisher bei keinem Einsteigerbuch gesehen habe und sehr interessant finde.
Besonders gefallen haben mir die Themen Bildgestaltung und Autofokus. Hier kann man besonders als Anfänger eine Menge lernen und bekommt die Hintergründe (Goldener Schnitt, Gestaltung mit Vordergrund/Hintergrund, Auswirkungen der Brennweite) erklärt. Wer wissen möchte, wie man Wasser „glatt zieht“ oder warum die Blaue Stunde so toll ist, kommt hier ebenfalls auf seine Kosten.
Dem Thema Portraitfotografie widmet sich Gunther Wegner kaum, auch wenn einige eindrucksvolle Portraits unter seinen Beispielbildern zu finden sind. Apropos Beispielbilder: Die sind oftmals richtig schön. Heimliche Hauptdarstellerin ist hier meine große Liebe Hamburg. Gute Bilder sollten eine Selbstverständlichkeit sein, sind es aber nicht. In vielen Konkurrenzprodukten sind diese echt unästhetisch. Und es geht hier ja schließlich um das Fotografierenlernen, da sollte der Autor schon zeigen, was er kann.
Die Ausführungen zu Lightroom sind ein guter Einstieg, ersetzen aber nicht eine intensivere Auseinandersetzung.
In Printform gibt es den Titel leider nur bei Amazon. Gunther Wegner hat das Buch mit sicherlich hohem Aufwand selbst verlegt. Die Druckqualität gefällt mir sehr. Chapeau!
Das Ebook ist für 10 EUR günstiger über Wegners Website www.gwegner.de zu beziehen.
{Werbung, da Namensnennung. Keine Kooperation.}