Sei der Mensch, der du sein willst!
Eine nebenberufliche Tätigkeit nimmt viel Zeit in Anspruch, und mal ehrlich: Das Wenigste hat mit Fotografieren zu tun. Warum tue ich mir das an? Es macht mir unwahrscheinlich viel Freude.
Ich bin ein Projektmensch. Ich habe immer wieder Phasen in meinem Leben, in denen ich für ein bestimmtes Thema brenne. Manchmal erlischt die Flamme relativ schnell, dann ist es uninteressant geworden und ich beginne schon bald, mich wieder für etwas anderes zu begeistern. Eine Zeit lang war es Heimwerken. Seitdem bin ich eine passable Laminatverlegerin. Dann habe ich gerne gekocht. Wenn du wissen möchtest, wie man ein anständiges Zanderfilet mit Pistazienrisotto zubereitet – ich weiß es. Schließlich habe ich Gitarre spielen gelernt. Einfache Liedbegleitungen bekomme ich noch immer hin. Im Laufe meines Lebens wurde ich mit jeder neuen Passion passionierter. Im Moment gestaltet es sich so, dass ich noch nie so voller Wissen war wie über Fotografie (abgesehen von meinem hauptberuflichen Wissen).
Wer weiß, was in fünf Jahren ist. Vielleicht habe ich dann all mein Equipment verkauft und lerne surfen…
Ich muss zugeben, dass ich mit dieser Charaktereigenschaft bisher etwas auf Kriegsfuß stand. Ich hatte das Gefühl, dass ich in Vielem ein guter Allrounder, aber nirgends eine Virtuosin war. Bis ich ein kleines Schlüsselerlebnis hatte. Ich war bei einer Freundin als Umzugshilfe eingesprungen. Und während ich über dem Laminat kniete (s.o.), kam eine Bekannte herein, sah mich, grinste und meinte: „Silke, du Tausendsassa.“ Erst da wurde mir bewusst, dass man das ja auch positiv sehen kann. Es ist okay, begeisterungsfähig zu sein und etwas Neues auszuprobieren. Nach wie vor macht das Fotografieren mir einen Heidenspaß und ich wollte immer weiter lernen. Ich glaube, dass mich das geistig beweglich hält. Ich lerne durch meine Projekte/Passionen häufig neue Menschen kennen, denen ich sonst niemals über den Weg gelaufen wäre. Wen hätte ich nicht alles verpasst!
Ich möchte auch nicht meine Zeit mit „Ich wünschte“ oder „Ich könnte“ verbringen. Es reicht nicht, sich etwas zu wünschen oder etwas zu wollen. Man muss auch danach handeln. Allerdings muss ich zugeben, dass diese Erkenntnis mich noch nicht so ganz durchdrungen hat, sonst hätte ich die Sache mit dem „Ich möchte so gern weniger Stuss essen“ bereits besser umgesetzt.
Aber hin und wieder gelingt es mir doch, mich daran zu erinnern, dass meine Zeit auf diesem Planeten begrenzt ist und dass es doch schade wäre, diese nicht zu genießen und mit dem auszufüllen, was mir gut tut.
Ich muss es ausprobieren und es auch in Kauf nehmen, dass es nicht klappen könnte und ich scheitere. Denn was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn ich nicht versuche, meine Projekte/Wünsche in Angriff zu nehmen? Ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte.
Die oben abgebildete Postkarte wurde von frauottilie.de kreiert.
{Werbung, da Namensnennung. Keine Kooperation.}