Muss es immer Farbe sein?
Okay, auch zu diesem Thema wurde schon so Einiges geschrieben. Ich bin nicht die Erste, die sich über die Schwarzweiß-oder-Farbe-Frage auslässt und werde bestimmt auch nicht die Letzte sein. Dennoch möchte ich mich dazu äußern, denn wer in mein Portfolio schaut, könnte den Eindruck gewinnen, dass ich gar keine Schwarzweißaufnahmen mache. Das stimmt nicht. Ausschließlich Farbumwandlungen zu zeigen war eine rein ästhetische Entscheidung. Mich stört es einfach, wenn sich Schwarzweiß- und Farbbilder im Portfolio mischen. Ich finde das unruhig. Aber vielleicht geht das auch nur mir so. (Bei meinem Instagramprofil bin ich nicht ganz so streng, da findet man auch das eine oder andere Schwarzweißbild.)
Es gibt Fotografen, die ausschließlich in Schwarzweiß bearbeiten. Kaum ein Workshop oder ein Tutorial, in dem man nicht gesagt bekommt: Fotografiere einen Monat nur in Schwarzweiß! Ein in der Tat wunderbares Training. Man bekommt dadurch ein ganz anderes Gefühl für Kontraste, Helligkeitsverläufe, Lichter und Schatten. Ein gekonntes Schwarzweißbild ist eine Kunst für sich. Und es gibt Genres wie die Streetfotografie, die klassisch in Schwarzweiß gehalten sind. Aber eben auch nicht immer.
Digitalseidank sind ja die Zeiten vorbei, als man sich gleich zu Beginn des Filmeinlegens entscheiden musste, ob man Schwarzweiß oder in Farbe fotografieren möchte. Nun, warum entscheidet man sich für eine Schwarzweiß- oder eine Farbumwandlung?
When you photograph people in color, you photograph their clothes. But when you photograph people in black and white, you photograph their souls.“ (Ted Grant)
Dieses Zitat wurde schon etliche Male bemüht und auch wenn ich Herrn Grant und denjenigen, die diese „Weisheit“ toll finden, auf die Füße trete: Ich finde, das ist Quatsch. Dafür, dass ich diesen Satz hier tippe, müsste ich eigentlich fünf Euro ins Phrasenschwein werfen. Es gibt wunderbare intensive, seelenvolle Farbaufnahmen. Viele Portraits entfalten ihre Lebendigkeit dadurch, wie sich das Model in seine farbliche Umgebung einfügt. Ich fotografiere oft outdoor und finde meistens die Farbumwandlungen charmanter. Für mich ist die Umgebung eben ein mitbildendes Element. Aber es gibt auch Ausnahmen: Dann finde ich die Schwarzweißversionen schöner, intensiver, eindrücklicher. Die Schatten und Lichter kommen für mich in Schwarzweiß besser. Manchmal lenkt die Farbe vom eigentlichen Motiv ab. Wenn ich bei meinen Entwicklungen zu dem Schluss komme, dass ich die Schwarzweißaufnahme schöner finde, biete ich oftmals den Kundinnen und Kunden beides an und sie können das für sich entscheiden.
Wie geht es dir damit? Probiere es aus. Vielleicht kommst du ja zu einem anderen Ergebnis. Und das ist okay, weil es aus meiner Sicht eine Geschmacksfrage ist. Viel Spaß beim Wischen!
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